Dorftafeln



 

 

Dorftafeln

 

2010 wurden in Haidenkofen vor verschiedenen Gebäuden Tafeln aufgestellt, die etwas über die Geschichte der einzelnen Höfe und Häuser erzählen und den zahlreichen Besuchern das Dorfleben in der vergangenen Zeit näher bringt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 Mühle an der Laber

 

Mühle in Haidenkofen
   

 

Ab dem Jahr 1610 ist ein "Miller zu Heidenkhouen" nachgewiesen. Das Mühlgut befindet sich seit 1833 im Besitz der Familie Hierlmeier.

Im Mittelalter sind an der Großen Laber zahlreiche Wassermühlen entstanden. Die Müller zählten schon in grauer Vorzeit zu den wichtigsten Gewerbetreibenden im ganzen Land. Mehl für das tägliche Brot, Schrot und Kleie für das Vieh konnten sie herstellen. Als öffentlich zugängliche Einrichtung von großer wirtschaftlicher Bedeutung unterlagen die Mühlen im Mittelalter einem besonderen Schutz, dem "Mühlenfrieden". Einerseits konnten die Mühlen, ähnlich wie Kirchen einem flüchtigen Verbrecher vorübergehend als Asyl dienen, zum Anderen unterlagen Frevel und Friedensbruch im Bereich der Mühle erhöhter Strafandrohung.

1894 wurde die Mühle nach einem Brand wieder aufgebaut und hatte zuletzt eine Tagesleistung von 7 Tonnen Getreide. Als letzte Mühle entlang der Großen Laber gab sie 1972 den Mühlenbetrieb auf. Die Anlage dient jetzt der Stromerzeugung. 

  

Hof- und Brennereigut Beck  

      

Beckhof  

   

 

Die chronologische Aufzeichnung über die Geschlechter, die auf den Haidenkofener Höfen saßen, beginnt mit wenigen Ausnahmen im Jahr 1560/61. Die Hofmarksherren, 1560 noch die Staufer und ab 1573 die Seinsheim aus Sünching, führten sogenannte Stiftsbücher, in denen die Hofbesitzer mit Namen und Abgaben, die der Herrschaft alljährlich gereicht werden mussten, aufgezeichnet sind. Die Grundherrschaft über die Haidenkofener Höfe übten im Mittelalter nicht ausschließlich die Hofmarksherren aus. Auch einige Klöster, welche durch Tausch oder Schenkungen in den Besitz kamen waren Grundherren der Haidenkofener Höfe.

 

Der Beckhof war ein ganzer Hof (Hoffuß 1/1) und grundbar zum Jesuitenkolleg St. Paul in Regensburg.

 

Ende des 19 Jahrhunderts wurden die zwei landw. Brennereien in Haidenkofen gebaut. Es handelt sich um sog. Verschlussbrennereien (Monopolbrennereien), d. h. alle Leitungen und Sammelgefäße sind verplombt und können nur durch Zöllner geöffnet werden. Der Alkohol wird ausschließlich an den Staat (Bundesmonopolverwaltung) verkauft. Verbrannt wurden früher nur Kartoffeln, mittlerweile auch Getreide und Mais. Der Alkoholgehalt beträgt ca. 88 und wird weiterverarbeitet in der Industrie, Pharmabereich, Kosmetik usw.

 

Ab 2013 fällt das Bundesmonopol und die meisten Brennereien werden wohl ihren Betrieb einstellen müssen, da sie mit den billigen außereuropäischen Einfuhren nicht mehr konkurrieren können.

 

 

  

Hof- und Brennereigut Gerl

   

Gerlhof

  

 

Die zentrale Lage des Hofes mit der unmittelbar angrenzenden Kirche weist eindeutig auf den Urhof von Haidenkofen hin. Ein alter Landadel die "Haidenkofer" bestimmte die Geschicke des Dorfes von 1095 – 1333 und dürfte hier seinen Stammsitz gehabt haben.

 

Alle Höfe in Haidenkofen waren bis 1802/1803 bzw. bis 1848 Lehenhöfe, das heißt, dass der Grund und Boden einem kirchlichen oder einem weltlichen Herrn gehörte. Der Bauer bekam den Hof zu Lehen, das von leihen kommt. Seine Gegenleistung dafür war die Gült (Pacht), die im Grundzins und Zehent oder auch Zehnt genannt, ihren Niederschlag fand. Ende des 18 Jahrhundert wurde die Grundherrschaft abgeschafft.

 

Die Größe der Höfe wurde seit 1445 durch den Hoffuß ausgedrückt. Es gab 1716 in Haidenkofen fünf 1/1 Höfe, auch ganze Höfe genannt sowie einen Halbbauern mit dem Hoffuß 1/2. 14 Höfe waren als "Sölden", Hoffuß 1/16  oder "Gütl" (Kleingütler und Tagwerker) bezeichnet, die den Hoffuß 1/32 hatten. War der Besitz noch kleiner sprach man von einem Häusler (Leerhäusler)  mit dem Hoffuß 1/64. Der Hoffuß war die Grundlage der Besteuerung der Höfe.

 

Der Gerlhof war ein ganzer Hof und grundbar zum Herrschaftlichen Haus in Sünching. Er unterlag in der Niederen Gerichtsbarkeit dem Hofmarksgericht Sünching, das 1762 zu einem Herrschaftsgericht mit der Blutgerichtsbarkeit erhoben wurde. Die Hofbesitzer lassen sich bis 1560 namentlich zurückverfolgen. Seit 1716 ist durch Einheirat des "Erbarn Jungen Gsölln Joseph Gerl zu Mosshamb" der Name Gerl  auf dem Hof. Das Bild zeigt die "Dienstboten" (Ehehalten) in der damaligen Zeit.

 

 

  

Schmiede von 1713 - Ende 19. Jahrhundert

 

 

 

 

 

Die Schmiede, welche sich auf obigem Grundstück befand (gegenüber dem Wohnhaus) ) war grundbar zur Herrschaft Sünching. Auf der gekauften Brandstatt erhielt der Erstbesitzer von der Hochgnädigen Herrschaft auf Erbrecht das "Schidstatt und Feuerrecht". In dem "Danglbrief" vom 17. Jänner 1713, ausgestellt von Max Franz Maria Reichsgrafen von Seinsheim auf Sünching, wurde der "Ehehafts-Schmiedt" Georg Krau als ein vortrefflicher Schmied bezeichnet.

 

Der Schmied unterlag genau wie der Wirt einer Ehehaftsordnung (vergleichbar der Gewerbeordnung). Der Grundherr verlangte Abgaben für diese Einrichtung, die dem Gemeinwesen unentbehrlich war, und die Dorfbewohner waren gezwungen, nur bei diesem Schmied arbeiten zu lassen. Dem Betreiber verschafften sie eine sichere wirtschaftliche Basis. Der Haidenkofener Schmied musste das ganze Jahr unentgeltlich "dängeln" und übrige Arbeiten zu "wohlfailen Preisen" verrichten. Dafür erhielt er jährlich das Dengelkorn (Naturalabgaben der Ortsbauern) und zwar 5 Schäffel sowie 3 Metzen Getreide. Bis Ende des 19. Jahrhunderts befand sich auf diesem Grundstück die Dorfschmiede.

 

Das 1935 erbaute Wohnhaus (links) wurde 1995 von der Familie Heinrich grundlegend renoviert.

 

  

 

Romingerhof 

 

 

Romingerhof

  

 

 

Wie aus den Stiftsbüchern der Herrschaft Sünching ersichtlich ist, wohnte 1794 ein gewisser Andree Rominger auf diesem landwirtshaftlichen Anwesen. In den folgenden Jahrzehnten übten seine Nachfolger meist zusätzlich zur Landwirtschaft noch ein Dorfgewerbe aus. 1847 ist vermerkt, dass ein Rominger Sebastian Zimmermann war. Alois Rominger, Besitzer ab 1891, wurde als Weber bezeichnet. Dieser Beruf ist einer der ältesten überhaupt. Mit Hilfe eines Webstuhls verdingte sich der Leinwand webende Bauer ein Zubrot.

 

Der jetzige Besitzer übt neben der Landwirtschaft noch einen Handel mit Forstpflanzen aus.

 

Seit über 200 Jahren ist der Name Rominger durchgehend auf dem Hof. Das 1963 neu erbaute Wohnhaus ist das Elternhaus der Deutschen Zuckerrübenkönigin (Amtszeit 2009-2011). Das Gebäude links wurde 1963 abgerissen und durch das neue Wohnhaus ersetzt.

 

    

Ehemaliges Hüterhaus     

 

Hüterhaus

  

Jedes Dorf besaß einst ein Hüthaus (Hüterhaus), das Haus der Hirten. Dieses Gebäude (später Gemeindehaus) war Eigentum der jeweiligen Dorfschaft. Den Unterhalt und auch die Steuern hatte die Dorfgemeinschaft zu übernehmen.

 

Sehr früh schon in der Geschichte der Dörfer sind die Hirten erwähnt, war doch der Hütbetrieb die existenzielle Grundlage für jedes bäuerliche Gehöft. Die Hirten mussten die Tiere der Bauern im Dorf wie Schafe, Schweine und Kühe auf einer Gemeinschaftsweide (meist im Besitz der Gemeinde) beaufsichtigen. In Haidenkofen wurden vormittags die Schweine und nachmittags die Kühe auf die Weiden getrieben. Von Georgi bis Martini (11.11) war die Jahreszeit des Hirten. Danach konnte sich der Hüter von den Viehhaltern den Hüterlohn abholen.

 

1976 wurde das Haus von der Gemeinde Sünching an die Familie Lück verkauft, die das Gebäude umbaute und renovierte.

 

   

Ehem. Bäckerei, Krämerei und Schmiede

 

Schindler  

 

 

  

In dem Gebäude links hatte bereits 1794 Dionys Lehner seine Bäckerei. Ab 1904 betrieb der Dorfkramer Martin Laschinger hier seinen Laden.

 

1920 erwarb Jakob Schindler das Haus und baute im linken Teil eine Schmiedewerkstatt ein, da die bisherige Dorfschmiede nicht mehr bestand. Jede Dorfgemeinschaft brauchte früher einen Schmied, der die Rosse und Ochsen beschlug, die Wagenreifen aufzog, die Pflugscharen dengelte und alle sonstigen Arbeiten verrichtete, die so ein Handwerk eben mit sich brachte.

 

Vor dem Haus stehen die Besitzer, Schmied Jakob Schindler sowie seine Ehefrau Sofie. Nach dem Tod von Jakob Schindler 1929 heiratete die Witwe den Schmiedemeister Martin Hoiss aus Hirschkofen, der die Schmiede bis 1965 weiter betrieb.

 

Das Gebäude wurde 1977 von Familie Schindler abgerissen; dort steht jetzt das neues Wohnhaus (rechts).

 

    

Ehemalige Tafernwirtschaft 

 

  

Wirtshaus

 

  

Der Landgasthof wurde bereit 1560 erwähnt und war grundbar zur Herrschaft Sünching. Das 1973 geschlossene Wirtshaus besitzt im ehemaligen Rossstall Böhmische Gewölbe, die von Granitsäulen getragen werden. Die Tafernwirtschaften hatten seinerzeit auch das Recht der so genannten Fremdenstallung inne, das heißt, es durften dort die Zug- und Reittiere der Gäste versorgt und untergestellt werden. In unmittelbarer Nähe befanden sich die Hufschmiede und die Schwemme an der Laber. Dies war wichtig, da Haidenkofen Mitte des 18. Jahrhunderts ein Straßenverkehrsknotenpunkt von überregionaler Bedeutung war. Hier kreuzten sich zwei große Verkehrswege.

 

Die von den Römern gebaute "Via Augusta", später auch "Ochsenstraße" genannt, sowie die "Salzburger Route". Wegen ihrer Bedeutung war die Straße sogar mit Stundensäulen markiert (Vorläufer der heutigen Kilometersteine). Die Fahrstrecken waren damals so eingeteilt, dass bei Einbruch der Dunkelheit eine Raststätte mit Unterkunft, Verpflegung und Fremdstallungen erreicht werden konnte.

 

Das Wirtshaus war über Jahrhunderte der kommunale und gesellschaftliche Mittelpunkt des Dorfes. Der Wirt einer Taferne hatte in frühren Zeiten das Tafernrecht inne. Dieses Recht ist in etwa mit der heutigen Gaststättenkonzession vergleichbar; damit verbunden waren bestimmte Verpflichtungen, aber auch entsprechende Rechte. So musste zum Beispiel für Gerichtstermine, Beurkundungen und Versammlungen die Wirtsstube zur Verfügung gestellt werden. Im Gegenzug waren dem Tafernwirt die Dorfbewohner beim Bierbezug, bei Hochzeiten und Leichenfeiern als Kunden verpflichtet.

 

1988 wurde die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Tafernwirtschaft von der Familie Meier vorbildlich saniert. Überwiegend eigene Arbeitskraft und viele finanzielle Mittel, eigene und solche aus Denkmalschutzbudgets, gehörten aber dazu um das Gebäude zu diesem Schmuckstück werden zu lassen.



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