26. Berlin, Berlin - wir waren in Berlin
Preisträger des Bundeswettbe- werbs 2010 "Unser Dorf hat Zukunft" geehrt
Rund 3.000 begeisterte Menschen aus den Dörfern feierten gemeinsam ihre Auszeichnungen
Dieses Wochenende traten die Haidenkofener endlich die lang ersehnte Busreise nach Berlin an, um den Lohn für die Bemühungen und den Einsatz für ihr Dorf in Empfang zu nehmen. Stephan Bayerschmidt hatte alles perfekt organisiert und so traf man sich am 28.01.2011 morgens um vier Uhr vor dem Vereinsheim, um gemeinsam die Goldmedaille nach Haidenkofen zu holen. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Brandenburger Tor und Reichstag kam man pünktlich am Internationalen Congress Center Berlin (ICC) an. Hier hatten alle Mitreisenden noch genügend Zeit sich umzuziehen, um wieder einheitlich in Dirndl und Lederhose aufzutreten.
Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten hatten insgesamt 3300 Dörfer an diesem 23. Bundeswettbewerb teilgenommen. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner ehrte im Rahmen der Internationalen Grünen Woche die 30 Gewinner dieses Bundeswettbewerbes, der eine der größten Bürgerinitiativen in Europa ist. Rund 3000 Bürgerinnen und Bürger aus diesen Siegerdörfern waren nach Berlin gekommen, um die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen in Empfang zu nehmen und gemeinsam zu feiern. In Bühnennähe hatten die Haidenkofener ihren Platz ergattert und erlebten so hautnah die Preisverleihung mit, bei der ihnen auch MdB Peter Aumer die Ehre gab. In ihrer Festansprache hob die Bundesministerin hervor, dass jeder Einzelne Sieger sei, weil er sich für sein Dorf eingesetzt habe. "Ihr Engagement ist der Kern dieser Entwicklung und wir werden das fortsetzen", versprach sie. So sei es ihr ein Anliegen, jedes einzelne Dorf persönlich zu würdigen, denn "die Rezepte für eine gute Zukunft kommen nicht von oben, nein sie kommen von Ihnen!", dankte sie den Siegern.
Zwei Vertreter aus Ediger-Eller zeigten in humorvoller Weise, stellvertretend für alle Orte, auf, welcher Arbeitsaufwand mit solch einem Wettbewerb verbunden ist und wie wenig Unterstützung sie anfangs von Seiten der Gemeinderäte erhalten hatten. In einer Bild-Präsentation wurden die einzelnen Dörfer auf großer Leinwand vorgestellt.
Höhepunkt des Abends war die Auszeichnung der dreißig Dörfer. Die Stimmung in der Festhalle war wie bei einer Olympiade. Bei jedem Dorf, das aufgerufen wurde, brandete Jubel auf und unter dem Blitzlichtgewitter der Kameras wurde der entscheidende Moment festgehalten. Stellvertretend für die 99 Dorfbewohner aus Haidenkofen nahmen Bürgermeister Erwin Rist, Christina Rominger, Eva Gerl und Stephan Bayerschmidt eine der acht vergebenen Goldmedaillen, in Form eines Bronzereliefs, sowie eine Urkunde aus der Hand der Ministerin entgegen. Auf so einer großen Bühne vor 3000 Leuten im Saal zu stehen war Gänsehaut pur für die Abordnung. Über Haidenkofen sagte die Ministerin "Haidenkofen sei ein kleiner Ort mit nur 99 Einwohnern. Wie einst ein kleines, gallisches Dorf könne es der Ort mit der ganzen Welt aufnehmen. Kaum ein Haidenkofener, der nicht in einem der fünf Vereine aktiv ist. Die dort erzeugte Energie übersteigt den Bedarf um das Fünffache und schafft damit Wertschöpfung."
Nochmals blickte der Vorsitzende der Bundesbewertungskommission, Dr. Reinhard Kubat, auf den Wettbewerb zurück und betonte, dass sich viele Werte in den Dörfern bewahrt hätten und dass es vom Zusammenhalt abhänge, wie sich das Leben auf dem Land entwickelt. "Es geht um die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen", dankte er den Anwesenden. Dreieinhalb Stunden dauerte die Zeremonie, die Bundesministerin Ilse Aigner mit ihrer Laudatio auf die erfolgreichen Gemeinden eröffnet hatte und die von hoch qualifizierten Musikbeiträgen begleitet wurde.
Nach der gemeinsam gesungenen Nationalhymne begann um 18 Uhr das Dorffest mit Musik, Essen, Gesprächen und vielen Begegnungen. Auch die Vorsitzenden der Landesbewertungskommission MR Anton Hübl und Anton Magerl nutzten die Gelegenheit mit den Bewohnern der bayerischen Abordnungen zu fachsimpeln.
Das musikalische Rahmenprogramm bei diesem Dorffest traf nicht ganz den Geschmack der meisten Teilnehmer. Über drei Stunden lang hörten sie von Gospelsong bis Trommelsolo alles, nur keine charakteristische Musik der verschiedenen Bundesländer. Die anderen bayerischen Dörfer hatten die Veranstaltung bereits verlassen, als das kleinste aller Siegerdörfer, das laut Ministerin Aigner an ein kleines gallisches Dorf erinnert, seinen großen Auftritt hatte. Die drei Grünner Buam begannen mitten im Publikum zu spielen, und die Musikkapelle aus Harkebrügge (Niedersachsen), die ebenfalls nicht auftreten durfte, stimmte sofort mit ein. Gemeinsam brachten sie in kürzester Zeit eine riesige Stimmung in den Saal. Das Publikum klatschte begeistert mit und zog mit den Haidenkofener in einer langen Polonaise zur Bühne. Dort angekommen spielten die Bayern und Niedersachsen zusammen Volksmusik. Das traf genau den Geschmack der Zuhörer. So wurde es doch noch ein zünftiges Dorffest, bei dem es niemanden mehr auf den Sitzen hielt. Jetzt tanzten alle Vertreter der Siegerdörfer ungezwungen und befreit miteinander. In der letzten Stunde verstand es auch der DJ, die richtige Musik aufzulegen. Nun ging die Post ab und es rockte sprichwörtlich der Bär in Berlin. Erst um 23:30 Uhr fuhr man gemeinsam, für einige immer noch zu früh, ins Hotel "Ramada-Berlin Mitte" zurück.
Der zweite Tag begann bei schönstem Winterwetter mit einer dreistündigen Stadtrundfahrt und Erläuterungen eines sehr kompetenten Stadtführers. Den Nachmittag nutzte die Reisegesellschaft, um Berlin etwas ausführlicher kennenzulernen oder um die "Grüne Woche" zu besuchen. Bei dieser weltweit größten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau stellten in diesem Jahr über 1.600 Aussteller aus 57 Ländern ihre Produkte aus. Die Dorfbewohner waren beeindruckt u. a. auch vom ca. 8 km langen Fußmarsch durch die Hallen.
Um etwa 21 Uhr war man wieder im Hotel zurück. Während sich die Jugendlichen anschließend auf den Weg zu den "angesagtesten" Discotheken von Berlin machten, nutzten einige ältere Herrschaften die "Lange Nacht der Museen". Um 2:30 Uhr morgens nach dem Besuch des Naturkundemuseums und des Alten Museums fiel man geschafft ins Bett.
Am Sonntag traten die Haidenkofener mit vielen positiven Eindrücken und Erlebnissen im Gepäck die Rückreise an, um noch für zwei Stunden beim Prößl-Wirt in Hainsacker einzukehren. Hierzu hatten die "Denglinger Buam", die auch am Samstagabend in der Hotelbar aufgespielt hatten, nochmals die Instrumente ausgepackt, um für zünftige Stimmung zu sorgen und auch eine "Königskürung" mitzuerleben.
Wieder zurück im Golddorf, müde und erschöpft, waren alle von diesem Wochenende begeistert und sich einig: Berlin war eine Reise wert! Die 45-köpfige Delegation wird diese Fahrt so schnell nicht vergessen. Groß war die Freude als Stephan Bayerschmidt versprach, bald wieder eine Reise zu organisieren, vielleicht nach Harkebrügge und Hamburg. "Schau mer mal!"
Abschlussbericht des Wettbewerbes und Vorstellung der einzelnen Dörfer im Internet unter www.dorfwettbewerb.bund.de
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Beitrag vom 01.02.2011