Feldkreuze in neuem Glanz



Feldkreuze erstrahlen in neuem Glanz

 

Frauentreff übernahm die Kosten

 

Flurkreuze, auch Wegkreuze genannt, sind vor allem in ländlichen, katholischen Gegenden zu finden, wo sie das Landschaftsbild mitprägen. Auch hier in unserer Region ist das ein oder andere Wegkreuz an Weggabelungen, Straßenrändern, Flurgrenzen oder in Wäldern zu sehen. Sie sind Zeichen christlichen Glaubens und Frömmigkeit vergangener Generationen.

 

Die Anlässe für die Errichtung dieser Kleindenkmäler sind vielfältig: Erinnerung an persönliche Schicksalsschläge, Mahnung an die kommenden Generationen oder auch ein schlichter Ausdruck von Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer.

 

Die Wegkreuze erinnern aber auch an den plötzlichen Tod von Menschen durch Unfall, Krankheit oder gar Mord und Totschlag. Oft wurden sie auch aufgestellt, um vor Gewitter, Hagelschlag und Unwetter geschützt zu sein.

 

Sie alle erzählen von persönlichen Schicksalen, Sitten und Gebräuchen, die schon längst vergessen, von Dorfbewohnern, deren Spuren verwischt und verweht sind. Jedes dieser Gedenkzeichen hat seine eigene Geschichte. In vielen Fällen liegt jedoch tiefes Dunkel über der Vergangenheit der Denkmäler. In einer schnelllebigen Zeit und bei zunehmender Motorisierung wird diesen religiösen Zeichen nicht mehr die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt und sie werden im Vorbeifahren oft überhaupt nicht mehr wahrgenommen. So ist es kein Wunder, wenn diese religiösen Kleinode allmählich aus den Augen verloren wurden und in Vergessenheit geraten sind.

 

In der Haidenkofener Gemarkung gibt es noch fünf Wegkreuze, die landläufig „Kreuzsäulen“ heißen, allesamt aus Stein bestehend und mit einem Kruzifix ausgestattet. Sie mahnen die Vorbeigehenden, kurz innezuhalten und laden zum Gebet und zur Besinnung ein. Dies kommt durch eine entsprechende Aufschrift zum Ausdruck. Sie sind Orte der Ruhe und Andacht und erinnern daran, dass das Leben vergänglich ist. Ihre Standorte lassen darauf schließen, dass sie nicht zufällig ausgewählt worden sind. Josef Beck[4]  vermutet, dass mit großer Wahrscheinlichkeit  wenigstens an einigen dieser Standorte oder in deren Nähe auch vorher schon (Holz-) Kreuze oder andere Zeichen gegeben. Wie aus einer Karte hervorgeht, befand sich Ende des 18. Jahrhunderts am Waldrand bei Malchesing, auf dem Weg von Haidenkofen nach Geiselhöring, an der südlichen Flurgrenze ein weiteres Feldkreuz.[1] Dieser Weg, in der Urkatasterkarte als Hochstraße bezeichnet, ist heute noch als Wirtschaftsweg zu finden.

 

Jahrzehntelange Witterungseinflüsse haben im Laufe der Zeit ihre Spuren hinterlassen. Schon vor einigen Jahren hatte die Vorsitzende des Frauentreffs die Feldkreuze fotografiert und so die mittlerweile teilweise unleserlich gewordenen Inschriften dokumentiert. Der Frauentreff, traditionsbewusst und heimatverbunden, der lt. Satzung u. a. die Heimatpflege und Heimatkunde fördert, trug sich schon länger mit dem Gedanken, diese Kreuze vor dem drohenden Verfall zu retten und  für künftige Generationen zu erhalten. Denn rein rechtlich ist niemand für den Erhalt der Gedenkstätten zuständig. Durch die Übernahme der Kosten aus den Rücklagen des Vereins konnte nun das ehrgeizige Projekt realisiert werden.

 

Mit Heinz Huber, einem ehemaligen Sünchinger, vom Steinmetzbetrieb Götzfried in Straubing, hat der Verein einen kompetenten Mann gefunden, der seinen Wunsch erfüllte. Zwei Kreuze wurden einschließlich des Sockels abgebaut und in die Werkstatt nach Straubing gebracht, ein weiteres vor Ort von Moos und Flechten gereinigt und der Schriftzug erneuert. Nachdem bereits zwei Feldkreuze in Eigenregie der "Besitzer"  restauriert worden sind, strahlen nun wieder alle fünf Kreuze in der Gemarkung in neuem Glanz und zeigen, dass die Dorfgemeinschaft an alten Traditionen und christlichen Werten festhält.

 

Feierlicher Abschluss war die kirchliche Segnung durch Pfarrer Erwin Gietl am 23.04.2023. Ein kleiner Festzug führte zum Sedlmeier-Kreuz, stellvertretend für die drei renovierten Wegkreuze. Im Anschluss ging die Vorsitzende des Frauentreffs, Eva Gerl, in einem kurzen Abriss  über die Begleitumstände sowie die vermutete Entstehungsgeschichte der Kleindenkmäler ein. Die teilnehmende Dorfbevölkerung feierte die erfolgreiche Aktion anschließend mit einem gemeinsamen Mittagessen im Vereinshaisl. Bürgermeister Robert Spindler zeigte sich begeistert über die Initiative des Vereins und würdigte dessen Engagement mit einer Spende. 

 

 

Die Feldkreuze und ihre Geschichte:

 

Das Baumann-Kreuz wurde 1909 von Anton und Maria Baumann errichtet und 1952 von Georg und Monika Wild renoviert. Es befindet sich an der Staatsstraße zwischen Haidenkofen und Irnkofen, an der Gemarkungsgrenze auf der rechten Seite. Warum es einst errichtet wurde ist heute nicht mehr bekannt. Ursprünglich wurde der Platz wohl ausgesucht, weil sich vor der Flurbereinigung nördlich das Baumann-Feld anschloss. Es könnte aber auch sein, dass sich an dieser Stelle bereits eine Martersäule befand. Benefiziat Krempel aus Geiselhöring schreibt 1832, dass 1627 auf einem Pestacker, der damals dem Haidenkofener Bauern Joseph Gerl gehörte, die Pesttoten des Dorfes, die nicht mehr auf dem Friedhof in Sünching beerdigt werden durften, auf diesem Acker ihre letzte Ruhestätte erhielten.[2] Lt. Urkataster gehörte dem genannten Bauern sowohl in unmittelbarer Ortsnähe wie auch neben dem heutigen Standort der Kreuzsäule ein Feld.

Der untere Sockel, der sich ganz im Boden befand wurde wieder gehoben. Leider war der Stein des Feldkreuzes schon so geschädigt, dass eine direkte Beschriftung nicht mehr möglich war und eine neue Tafel angefertigt wurde.

 

Das Sedlmeier-Kreuz wurde im Jahr 1907 von Johann und Maria Sedlmeier errichtet sowie 1950 von Georg & Helena Rominger renoviert. Dieses Denkmal aus Granit stand früher mit der Vorderseite nach Norden gerichtet und schaute auf das gegenüberliegende Sedlmeier-Feld. Bezüglich der Standortwahl kann aber auch eine Bezugnahme auf ein früheres Flurdenkmal nicht ausgeschlossen werden.

An dieser Kreuzsäule trafen zwei Straßen zusammen, die jahrhundertelang überregionale Bedeutung hatten. Verlief doch lt. Johann Auer, dem Spezialisten für Altstraßen und Altwege in unserer Gegend, hier eine alte Fernverbindungsstraße von Ingolstadt über Abensberg nach Straubing und Passau, die vermutlich schon von den Kelten genutzt und von den Römern übernommen und ausgebaut worden ist. Dies belegen auch römische Funde. Gekreuzt wurde diese Fernverbindungsstraße von der Mautstraße, die von Regensburg nach Dingolfing führte, auch „Salzburger Route“ genannt. 1796 hat Adrian von Riedl in seinem Reiseatlas diese alte Römerstraße nicht mehr aufgeführt. Die sog. Ochsenstraße südlich des Dorfes erfuhr vermutlich erst im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit.[3]

Das bereits vor einigen Jahren renovierte Feldkreuz wurde wieder gesäubert, die Schrift erneuert. 

 

Beim Beck-Kreuz, aus Kalkstein bestehend, ist das Ursprungsalter unbekannt. Jedoch ist davon auszugehen, dass der ursprüngliche Standort ein anderer war. Dem Anschein nach wurde ein alter Grabstein zu einer Kreuzsäule umgewandelt. Der Platz wurde von den Stiftern vermutlich gewählt, weil er am damaligen Weg nach Malchesing, dem früheren Wohnort der Familie, gegenüber dem zum Hof gehörenden Bachlacker lag. 1931, dem Zeitpunkt der Errichtung, war es 25 Jahre her, dass die Familie Beck nach Haidenkofen umgesiedelt war und das Grab auf dem Friedhof in Wallkofen vermutlich aufgelöst worden ist. Das Feldkreuz war mehrfach farblich gestrichen und wies Brandspuren auf. Vielleicht stand es beim großen Brand 1840, bei dem die Kirche Mariae Himmelfahrt in Wallkofen abbrannte, in unmittelbarer Nähe.[4]

Da der Natursteinsockel aus verschiedenen Materialien besteht, die eine unterschiedliche Härte aufweisen, musste die tieferliegende Verschmutzung mit einem speziellen Verfahren gelöst und abgetragen werden. Die Beschriftung wurde komplett überarbeitet und neu mit Schriftenfarbe ausgelegt. Die Einzelteile des Denkmals wurden abschließend wieder neu montiert, verdübelt und verfugt.

 

Das älteste Wegkreuz in den Haidenkofener Fluren ist das Gerl-Kreuz, 170 Jahre alt, das ursprünglich auf halbem Weg von Haidenkofen nach Sünching, an der nördlichen Straßenseite stand. Dort verlief im 19. Jahrhundert vermutlich zwischen den beiden Kirchwegäckern die Flur- und Gemeindegrenze. Es wurde 1851 von Matthäus und Therese Gerl errichtet und erhielt die Aufschrift „Das Kreuz ist unser bester Teil“ sowie „Gott segne unsere Flur.“ Das in der Inschrift genannte Jahr der Errichtung 1861 fällt mit dem 50. Geburtstag von Matthäus Gerl zusammen. Dies könnte ein Grund für die damalige Erstellung gewesen sein. Die Steinplatte ist allerdings aufgrund der Schreibweise der Inschrift erst nach 1903 entstanden. Die Originaltafel befindet sich in Privatbesitz und trägt die Aufschrift: "Im Kreuze nur ist Glük und Heil das Kreuz wär erwälts wält besten Theil.“

Vielleicht befand sich an diesem Ort aber zuvor das Marterl, von dem ebenfalls der Geiselhöringer Benefiziat Krempel schreibt, dass in Sünching über den Ausbruch der Pest in Haidenkofen am 22.09.1627 und der Sperrung des Dorfes folgende Sage erzählt wird: Zwischen Haidenkofen und Sünching soll eine Säule gestanden haben, die die Stelle kennzeichnete, wie weit die Haidenkofener sich dem Dorfe Sünching nähern durften und wohin die Sünchinger den Haidenkofenern Speis und Trank bringen konnten.[5] 

Mitte der 90er Jahre wurde dieses Flurkreuz von einem unbekannten Fahrzeug umgefahren und stark beschädigt. Daraufhin wurde es renoviert und erhielt seinen neuen Standort am Rand des jetzigen Gerl-Feldes.

 

Das zweite Baumann-Kreuz wurde 1952 von Georg und Kreszenz Baumann errichtet und von Rosa Hierhammer gereinigt. Seit der Flurbereinigung steht es an einem neuen Wirtschaftsweg, der quer über den Südhang des Scharing führt und von dem ein schöner Rundblick über das Labertal und selbst über das Donautal bis in den Vorwald möglich ist. Historisch ist dieser Standort allerdings wenig begründet. Ursprünglich stand die Kreuzsäule aus Granit weiter westlich, an der alten Route Regensburg – Dingolfing, am Beginn eines ansteigenden Hohlweges, im Schatten eines alten Kastanienbaumes. Vielleicht in Nachfolge eines alten (Holz)-Kreuzes an einer zeitweise viel befahrenen Straße. Dazu passt auch die Inschrift: „O Wanderer, stehe still, bet ein Vaterunser ist nicht viel.“

 

Beitrag vom 23.04.2023

 

 

   

   Die zwei bereits früher renovierten Kreuze


[1] HStA PLS 5047

[2] Schlossarchiv Sünching, Nr. 1490

[3] Johann Auer, Dünzling, Altwege zwischen Abens, Donau und Isar

[4] Josef Beck, München, Aufsatz in „Beiträge zur Flur- und Kleindenkmäler in der Oberpfalz“ BFO 2019

[5] Schlossarchiv Sünching, Nr. 1490




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