Filialkirche St. Ägidius



Im Herzen des Ortes befindet sich die Filialkirche St. Ägidius, die zur Pfarrkirche Sünching gehört.

 

Das Patrozinium wird am 1. September gefeiert. Der hl. Ägidius zählt zu den 14 Nothelfern, er stammte aus hohem Athener Geschlecht und lebte von 640 - 725. Nach dem Tode seiner Eltern verteilte er sein Habe an die Armen und segelte nach Gallien, um dort abgeschieden von der Welt zu leben. In der Wildnis bei Nimes baute er eine Hütte. Eine Hirschkuh ließ ihn an ihrem Euter trinken, wärmte ihn und bewahrte ihn so vor dem Tode. Der Gotenkönig Wamba besuchte Ägidius und wollte ihn an seinen Hof holen. Doch Ägidius zog die Einsamkeit vor. Als der König das Kloster St. Gilles gründete, bewog er Ägidius zu dessen Leitung. 1)

 

Die Kirche in Haidenkofen hat einen mittelalterlichen Rechteckturm mit Rundbogenfestern und Scharten, oktogonalen Barockaufbau mit Zwiebelhaube. Der eingezogene, querrechteckige Altarraum ist kreuzgratgewölbt: hohes achteckiges Langhaus mit barocker Flachdecke, umlaufende Empore, doppelte Fensterreihe, an der Südseite romanische Rundbogenöffnung. Langhaus und Turmaufbau spätes 17. oder frühes 18. Jahrhundert. So beschreibt "DEHIO, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Bayern V: Regensburg und die Oberpfalz" die Kirche.


Doch bei der zuletzt durchgeführten Restaurierung 1983/84 wurde festgestellt, dass es sich bei dieser Chorturmkirche um eine bauliche Rarität handelt. Bereits der achteckige Grundriss der Kirche stellt eine Besonderheit im Kirchenbau dar, die in Bayern kaum mehr vorkommt. Grabungsarbeiten ergaben, dass das Fundament der Kirche aus Kalksteinquadern besteht und aus der romanischen Zeit stammt (1000 - 1200 n. Chr.). Nach einer Aktennotiz des Bayer. Landesamts für Denkmalpflege München vom 26.05.1983 kamen bei der Freilegung an den Gewölbeauflagern der mittelalterlichen Gewölbekuppel romanische Wandmalereien, wohl einer Bilderbibel zugehörig, zum Vorschein. 2)Bei der Ausschachtung des Bodens im Innern der Kirche wurde in der Mitte des Oktogons ein kreisrundes Fundament aus Bruchsteinen von ca. 1 m Durchmesser gefunden. Es handelt sich hier wohl um eine Mittelsäule, die das Gewölbe zur Außenwand trug. Nach Aussage des Bayer. Landesamts für Denkmalpflege handelt es sich um einen in Bayern äußerst seltenen Einstützenraum des frühen Mittelalters.3)
Ausgrabungen im Außenbereich brachten ein kreisrundes Fundament zum Vorschein, auf dem die jetzige oktogone Kirche errichtet wurde. Dieses Fundament ist offensichtlich das Fundament der Vorgängerkirche.
Die im Innern angebrachte Jahreszahl 1691 verweist auf die damals durchgeführte Barockisierung dieser Kirche. Der vorgenannte Einstützenraum des frühen Mittelalters war demnach bis zum Jahre 1691 vorhanden. Lt. Kirchenrechnung4) war das vorhanden gewesene doppelte Gewölbe so schwer, dass die Mauern des Turms und der Kirche hinausgeschoben wurden. Das Gewölbe und auch die große Säule wurden abgebrochen und ein neuer Dachstuhl für Kirche und Turm erstellt. Diese Bauarbeiten kosteten 291 Gulden 59 Kreuzer. Der Turm der Kirche, im Untergeschoß romanisch, enthält unten einen quadratischen Chor, daher die Bezeichnung Chorturmskirche, und weist besonders viele Fenster, Scharten und romanische Rundbogenöffnungen auf. Als weitere Besonderheit geht der Turm von seiner am Boden rechteckigen Form zur Spitze hin in eine achteckige über.

 Kirche_Innen

Die Kirche beinhaltet einen einfachen Holzaltar. Das Altarbild des hl. Ägidius stammt von dem Fassmaler Johann Scheck, der auch Bilder für die Basilika St. Jakob in Straubing sowie für die Wallfahrtskirche in Loh schuf. Nach der Kirchenrechnung 5) von 1749 erhielt er 33 Gulden. Dem namentlich nicht genannten Schreiner wurden für die Anfertigung des Altars 31 Gulden bezahlt. Haidenkofen darf sich somit glücklich schätzen, mit seinem Altarbild in einer Reihe mit St. Jakob in Straubing und der Wallfahrtskirche in Loh zu stehen. Auf dem Altar stehen links und rechts zwei etwa 40 cm große Heiligenfiguren; künstlerisch zwar ohne großen Wert, aber dennoch verehrungswürdige Heilige. Links der hl. Antonius von Padua, in Bayern als "Schlamperltoni" verehrt. Die rechte Figur stellt den hl. Aloisius von Gonzaga dar, im Jesuitenkleid, Patron der Jugend und der Studenten. In dem Buch "Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg Heft XXI Bezirksamt Regensburg von 1910 ist aufgeführt, dass sich an den Seitenwänden des Chores drei bemalte Holzfiguren: St. Leonhard, Florian und Ottilie befinden. Diese aus der Frühzeit des 16. Jahrhunderts stammenden kunsthistorisch wertvollen Figuren sind nicht mehr in der Kirche. Der hl. Florian befindet sich in der Pfarrkirche in Sünching, die beiden anderen Figuren sind nicht mehr auffindbar. Eine weitere sehr schöne Figur "Christus an  der Martersäule" aus der Zeit um 1750 wurde seit der Kirchenrenovierung ebenfalls an die Pfarrkirche "ausgeliehen".

 

Der an der Brüstung der umlaufenden Empore angebrachte Kreuzweg wurde 1853 aus Kirchenmitteln angeschafft.6)

 

 

 

 

 

 

  Text auszugsweise entnommen aus der Broschüre "Filialkirche St. Ägidius in Haidenkofen 2006" von Willi Zölch, Sünching.
1) Albert Christian Selner: Immerwährender Heiligenkalender, Eichborn Verlag, 1993
2) Bayer. Landesamt für Denkmalpflege München, Aktennotiz v. 26.05.1983
3) Bayer. Landesamt für Denkmalpflege München, Aktennotiz v. 15.03.1983
4) Schlossarchiv Sünching Nr. 1491
5) Schlossarchiv Sünching Nr. 1494
6)  Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg: Pfarrakten Sünching Sign. 28

 

 

 

 

 



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