Stadtmausführg. 6/16



Regensburger Stadtmausführung

 

Darf’s a bisserl mehr sein?

 

 

Ein Wochenmarkt im Mittelalter gefällig? Oder etwas Handel zur Römerzeit? Vielleicht lieber ein Zollstreik mit den Stadtamhoferern!

 

„Darf’s a bisserl mehr sein?“, so heißt die Führung der Regensburger Stadtmaus, die die Mitglieder des Frauentreffs zusammen mit ihren Partnern am vergangen Samstagabend erlebten. Dabei wurden fast 2000 Jahre (als Kopfkino) im Schnelldurchgang abgearbeitet. Die Geschichtsstudentin Thomke Gerstenberg gewährte bei ihrer Premierenführung Einblicke auf Wochenmärkte, Jahrmärkte sowie frühere Dulten als Tauschbörsen und Messen für alles Mögliche. Gewürzt mit insgesamt vier „Zeitzeugen“ aus längst vergangen Zeiten war man fast zwei Stunden in Regensburg unterwegs, beginnend am Haidplatz bis nach Stadtamhof. Dabei erfuhr man, warum der Kohlenmarkt so heißt und dass am Fischmarkt bis ins 16. Jahrhundert nur Fett geschmolzen und Fleisch verkauft wurde und erst später Fisch.

 

Die Zeitreise beginnt am Haidplatz im 2. Jahrhundert. Man stelle sich vor: Nichts als grüne Wiesen, geteilt durch zwei Handelswege, die Regensburg mit Rom bzw. dem Rest der Welt verbinden. 6000 römische Legionäre wollen im fernen Germanien auch an römischen Annehmlichkeiten teilhaben, und so entstand hier der erste Marktplatz. Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr, wodurch die freie Reichsstadt Regensburg zum internationalen Handelsplatz aufstieg.

Nach den Römern kamen die bayerischen Herzöge, Burggrafen erließen Marktordnungen, Händler wurden teils wohlhabende Herren bzw. sogar geadelt, wie um 1800 Georg Friedrich von Dittmer.

Marktfrauen (gespielt von Christine Wagner und Anja Ibler) jammerten über die Freiheiten von Kaufleuten, schimpften über Zölle und schwachsinnige Vorschriften wie z. B. das verpflichtende Anketten von Fleischermessern an Wänden.

 

Auf dem Weg durch die Stadtgeschichte ging es kreuz und quer zu den Märkten über die erste Münzwerkstätte in Bayern, zum Rathaus und schließlich nach Stadtamhof. Anscheinend gab es im 13. Jahrhundert auch schon so etwas wie TTIP, denn die freien Märkte waren für die Regensburger Handwerker ein Schreckgespenst, da die Handwerker aus dem Umland billiger produzieren und ihre Produkte ohne Zollschranken in der Stadt verkaufen konnten.

 

Frau Gerstenberg erklärte das Auf und Ab des Handels im Wandel der Zeit, wie Handelswege sich verschoben, Freihandelszonen entstanden, Kriege den Handel einschränkten und Regensburg immer mehr an Bedeutung verlor, bis 1920 das Warenhaus Schocken in Regensburg eröffnete, was mit entscheidend dazu beitrug, dass die früheren Märkte immer weniger wurden.

 

Ein gelungener Abend, der für viele noch mit einem "Absacker" in der Innenstadt endete, bevor man sich mit der Bahn wieder Richtung Heimat bewegte.  Herzlichen Dank an Kerstin Bayerschmidt für die Organisation.

 

 

Beitrag vom 25.06.2016 - weitere Fotos siehe Bilder

 

 

Stadtmausführung Juni/2016

 

 Treffpunkt an der Wurtkuchl  

 Stadtmausführung Juni/2016

 

Eierverkäuferin Liselotte schimpft über die Gesandten des Immerwährenden Reichstages, da diese ihr das Geschäft vermiesen, weil sie durch politische Immunität Zollfreiheit hätten und so billige Waren einführen könnten.

 

Stadtmausführung Juni/2016

 

Metzgersgattin Kunigunde (mit Hut) klagt über freie Märkte und unsinnige Vorschriften für die Metzger. 

 

 

Stadtmausführung Juni/2016

 

"Reiseführerin" durch die Handelsgeschichte von Regensburg Thomke Gerstenberg (rechts)

 

Stadtmausführung Juni/2016

 

 




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