Dorfchronik



 

 Postkarten ca. 1900  

 

Ausgrabungen aus der Bronzezeit

 

  

  Grabfund aus dem 13. Jahrhundert vor Christus

 

 

Auf der südlichen Talseite der großen Laber, in unmittelbarer Nähe von Haidenkofen, verläuft eine uralte Straße, die noch heute als Ochsenstraße bekannt ist. Solche Ochsenstraßen gibt es vielfach und immer gibt es Hinweise, das die Straßen - heute sind es oft unbedeutende Feldwege - einst wichtige Verkehrslinien waren. Im Labertal vermutete man daher eine römische Verbindungsstraße vom römischen Grenzlager Einig (Abusina) (die ihre Blütezeit im 2. und 3. Jrh. hatte) nach Straubing (Sorviodurum). Dieser Verbindungsweg könnte über Haidenkofen geführt haben, wenn es auch unwahrscheinlich ist, das die Römer eine Straße bauen und unterhalten, die den Ort Regensburg umgeht. Doch wichtige vorgeschichtliche Funde erlauben die Frage des Alters der Ochsenstraße erneut aufzugreifen.   



 

 

 

1953 fand der Haidenkofener Landwirt Xaver Rominger bei Arbeiten in der Sandgrube, direkt an der Ochsenstraße ein altes morsches Tongefäß, das sich etwa einen Meter unter der Oberfläche befand. Schon früher wurden Scherben und Trümmer alter Gräber bemerkt, doch ließen sich diese Funde nicht mehr vollständig zusammenstellen.

 

Diesmal war es anders, denn das Gefäß war noch ganz. Herr Rominger verständigte umgehend Hauptlehrer Glaser aus Sünching über diesen Fund, der es dem Museum der Stadt Regensburg meldete.

 

Am folgenden Tag wurde die Fundstelle von Fachleuten untersucht und noch weitere Fundsachen geborgen, sowie wichtige Beobachtungen angestellt. Auf dem Grabboden lag zerstreut schwarze kohlige Erde, also Überreste eines Feuers, weiter kleine verbrannte Knochensplitter und Scherben von Tongefäßen, die ebenfalls unzweifelhaft die Einwirkung starken Feuers zeigten. Ferner enthielt das Grab auf eine Seite gerückt vier eng aneinander gestellte Tongefäße.

 

Davon ein großes Gefäß mit breitem Trichterhals und kleinen Henkelchen am Knick zwischen Schulter und Hals. Der Bauch, die Schulter und die schmale, waagrechte Randlippe sind reich mit Kerbschnittmustern verziert. Dieses Gefäß gehört mit zum Schönsten, was in dieser Art bisher dem Boden entnommen werden konnte. Weitere Funde waren ein ähnlich geformtes aber unverziertes Gefäß, eine Tasse und ein Teller. An Bronzegegenständen enthielt das Grab eine Messerklinge, eine Gewandnadel, zwei Drahtzwingen, einen Bronzeknopf und eine Reihe kleiner Bronzekegelchen, die vermutlich ein Lederarmband geschmückt hatten. Alle diese Gegenstände waren vom Feuer unberührt. Man hatte sie nach der Verbrennung in das Grab auf die Reste der Scheiterhaufen- und der Leichenasche niedergelegt, vermutlich nicht allein, sondern als Bestandteile eines vollständigen Gewandes.

 

Die Grabgrube erstreckte sich in die Tiefe der Erde wie ein Urnengrab, hatte aber die Größe eines Körpergrabes. Der Tote darin wurde verbrannt, aber die Reste waren nicht in einer Urne gesammelt, sondern lagen frei in der Grube.

 

Dazu muss man wissen, dass im Laufe des 13. Jahrhunderts v. Chr. an die Stelle der körperbestattenden und Hügelgräber erbauenden Bronzezeit-Bevölkerung eine andere, die verbrennt und Flachgräber anlegt, trat. Sicher ist, dass das Grab in Haidenkofen weder ein bronzezeitliches Hügelgrab noch eine Bestattung der Urnenfelderzeit war.

 

 

Durch diese Art der Bestattungsform gehört es kulturell in die Bronzezeit (2200 bis 800 v.Chr), in der die alte bronzezeitliche Grabhügelkultur (von 1600-1300 v. Chr.) durch die Urnenfelderkultur 1300 – 800 v. Chr.) abgelöst wurde.

 

Auch Knaben der Oberklasse der Sünchinger Schule wurden in der Haidenkofener Sandgrube fündig. Zusammen mit Hauptlehrer Glaser und Dr. Stroh (Vorgeschichtliche Abteilung des Museums Regensburg) brachten die Schüler, ausgerüstet mit Pickeln und Schaufeln in fünfstündiger Arbeit mehrere Urnen, verbrannte Knochenreste, Nadeln und einen Feuerstein aus der Steinzeit zum Vorschein. Dr. Stroh nahm die Fundstücke in Säckchen verpackt mit ins Museum nach Regensburg. Diese Aktion hatte übrigens für die Schule von Sünching die Vergünstigung erbracht, dass alle Schüler und Schülerinnen jederzeit kostenlos das Museum besuchen dürfen. Der Grabfund befindet sich jetzt im Städtischen Museum in Regensburg.

 

 

 

 

 

 

Nach diesen Funden in unmittelbarer Nähe der Ochsenstraße darf angenommen werden, dass diese Straße nicht nur von den Römern und Kelten genutzt wurde, sondern bereits im 2. Jahrtausend vor Christus als Verkehrsweg zwischen zahlreichen Ansiedlungen über dem Labertal bestand und zugleich eine westliche Fernverbindung für das bevorzugte Siedlungsgebiet des Gäubodens darstellte.

 

 

Entnommen aus der Zeitschrift "Alt Bayerische Heimat",  Blätter für Heimatpflege und Unterhaltung von 1953

- Aus der Vorgeschichte der südlichen Oberpfalz -

 

 

 

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