Frauenfrühstück 2/13



 Treffen von Frauen für Frauen

 

 

"Miteinander reden - aber wie?"

 

 

Unter diesem Motto lud der Frauentreff Haidenkofen am Samstag morgen zu seinem mittlerweile sechsten Frauenfrühstück im voll besetzten Schulungsraum der Feuerwehr ein. Dass diese Veranstaltung gerne von den Frauen aus den umliegenden Orten angenommen wird, zeigen die steigenden Besucherzahlen. Dabei geht es dem Organisationsteam mehr als um traditionelle Unterhaltung bei Brötchen und Kaffee. Vielmehr sollen auch Denkanstöße zu Lebens- und Glaubensthemen für Frauen unterschiedlichen Alters angeboten werden.

 

Neben einem reichhaltigen Frühstücksbuffet mit allem, was dazugehört, hatte die Vorstandschaft einen alltagsnahen Redner eingeladen, der für einen sehr gelungenen Vormittag sorgte.

 

Der Politologe und Bildungsreferent Bernhard G. Suttner aus Windberg referierte in seinem etwa einstündigen Vortrag über das Gespräch in Familie, Partnerschaft, Nachbarschaft und am Arbeitsplatz, also über eine "alltägliche Selbstverständlichkeit, die aber oft genug zum Problem werden kann".

 

"Das Miteinander-Reden gilt gemeinhin als das wichtigste Mittel um Probleme zu lösen", führte der Referent aus; dennoch, so schränkte er ein, dürfe niemand die Augen davor verschließen, dass man nicht alle Probleme durch Kommunikation lösen kann: "So unangenehm das auch sein mag: Oft genug sind Taten statt Worte, also eine selbstkritische Verhaltensänderung der Konfliktpartner nötig!" Zur Pflege einer guten Beziehung zwischen Menschen gehöre jedoch unbedingt als Voraussetzung eine bewusste Gesprächskultur. Das eine hänge mit dem anderen zusammen, meinte Suttner: „Das aufbauende Miteinander-Reden pflegt die Beziehung; umgekehrt gelingt in einer gut gepflegten Beziehung auch das Gespräch leichter." Wenn die Beziehung stimme, werde niemals jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, Konfliktgespräche würden verkraftet, Kommunikationsfehler verziehen. In einer belasteten Beziehung hingegen führten auch gut gemeinte und sorgfältig abgewogene Worte zum Streit und zu Missverständnissen.

 

Der Referent gab einige Anregungen für eine Verbesserung der alltäglichen Gesprächskultur. So solle man sich einmal überprüfen, wie man zum Beispiel Familiengespräche „eröffne“. Das übliche Ausfragen oder auch die Verhaltensrüge, aber auch die sofortige Anordnung seien denkbar schlechte Eröffnungen und belasteten die Stimmung für eine ganze Weile. Profis der Gesprächsführung würden für den Anfang immer Gesprächsformen wählen, die nicht belasten: Freundliche Begrüßung, eigene kleine Erzählungen über Erlebtes oder Dank und Anerkennung würden die Stimmung aufhellen. Sehr wichtig sei es, über einen „breiten Fächer der Gesprächsarten“ zu verfügen. "Die meisten Menschen reden mit ihren engsten Partnern oft nur noch per Anordnung. (Aus-)Frage, Rüge, Bitte oder Verweigerung – das verdirbt auf Dauer die besten Beziehungen.“ Besonders schlimm sei es, wenn sich ein Mensch total auf eine bevorzugte Gesprächsweise verenge: „Wenn man schon weiß, dass ein Mensch nur jammern, nur schimpfen, nur befehlen, nur ausfragen, nur negativ kritisieren oder auch nur Witze erzählen kann, dann ist das für die anderen kein begehrter Gesprächspartner, sondern eine Belastung!" Interessant werde der Kontakt mit einem Menschen erst durch die Vielfalt der Gesprächsweisen. Danken, sich für einen Fehler entschuldigen, Bemühungen und Leistungen anerkennen und loben, erzählen, Vorschläge machen, Ideen entwickeln, Meinungen und Überzeugungen ausdrücken seien solche Arten und Weisen des Miteinander-Redens, die positiv auf die Beziehungen wirken.

 

Sehr hilfreich sei es, nicht nur per "Du-Botschaft" zu kommunizieren, sondern immer öfter eine "Ich-Botschaft" zu senden. „Die Du-Botschaft greift an und fordert zur Abwehr und zum Gegenangriff heraus. "Die Ich-Botschaft hingegen lässt wissen, was bei mir im Inneren los ist", meinte Suttner. Mit einer Reihe von Beispielen zeigte er auf, dass der Alltag nahezu vollständig von einem Du-Botschaften-Trommelfeuer beherrscht sei. Vieles davon ließe sich auch anders, nämlich in der Ich-Form ausdrücken und würde dann den anderen darüber informieren, warum einem dies und jenes so wichtig ist. Auch Ich-Botschaften müssten nicht immer nach "Süßholz schmecken" und könnten sehr deutlich und hart sein. Aber sie würden auf jeden Fall weniger Aggressivitäten auslösen: "Ich hab´s gern, wenn wir gemeinsam was unternehmen." "Das tut mir gut, das machen wir jetzt öfter!" "Ich brauche ein Mindestmaß an Ordnung und dazu gehört, dass einmal in der Woche aufgeräumt wird – und zwar jetzt!"

Sehr viel für eine positive Gesprächskultur sei schon gewonnen, wenn Kritik oder Ärger ohne verletzende Herabwürdigung oder Verallgemeinerung vorgebracht würden. Es sei zwar wichtig, im Konfliktfall seinen Ärger deutlich auszudrücken; leicht könne man aber auf Zusätze wie "so bist du immer", "alles machst du falsch", „du bist mein Unglück“ verzichten.

 

Abschließend wies der Referent auf die Notwendigkeit des guten Zuhörens hin: "Wem zugehört wird, dessen Selbstbewusstsein wächst! Zeigen Sie deshalb dem Partner durch Ihre Körpersprache, durch Gestik und Mimik, durch Bestätigung oder Nachfrage, dass Sie sich interessieren." Hüten solle man sich jedoch vor einer allzu raschen, "problemlösenden" Antwort: "Gerade an schwierige Gesprächsinhalte tasten sich die Menschen langsam heran und fallen nicht gleich mit der Tür ins Haus. Der erste Satz verrät oft noch gar nichts über das wahre Anliegen eines Redenden." Wer hier zu schnell rate oder empfehle, blockiere die Entwicklung eines Gesprächs und lasse nicht zu, dass das eigentliche Anliegen hervortreten kann."

 

Wie gut die Ausführungen des Referenten bei den Frauen ankamen, konnte man auch daran erkennen, dass die Damen nach Beendigung des Vortrages nicht sofort nach Hause gingen, sondern noch lange Zeit angeregt diskutierend sitzen blieben.

 

Beitrag vom 17.02.2013 

 

Frauenfrühstück 2013

  Frauenfrühstück 2013

  

 

 Das "Frühstücksteam"

 

Frauenfrühstück 2013

 

Der Referent und die beiden Vorsitzenden

 




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